Das nach der griechischen Mondgöttin Selene (griech. σελήνη: Selene) benannte Spurenelement Selen (chemisches Elementsymbol Se) zählt zur Gruppe der Chalkogene („Erzbildner“) und wurde 1817 von dem schwedischen Chemiker Jöns Jakob Berzelius (1779-1848) entdeckt. In der unbelebten Natur findet sich Selen meist als Beimischung schwefelhaltiger Erze, sog. Metallseleniden. Biomedizinisch von Bedeutung sind folgende Selenformen:
- anorganisches Selenat (SeO42-) und Selenit (SeO32-) finden sich in Wasser, Meeresfrüchten und selenhaltigen Präparaten.
- organisch gebundenes Selenocystein (SeCys) und Selenomethionin (SeMet). In pflanzlichen Lebensmitteln überwiegt Selenomethion; vom Tier stammende Lebensmittel enthalten vorwiegend Selenocystein.
Funktionen von Selen
Der Gesamtkörperbestand eines Erwachsenen schwankt zwischen 10 bis 15 mg und ist im menschlichen Organismus ubiquitär verbreitet. Besonders hohe Konzentrationen weisen die Gewebe von Schilddrüse, Nierenrinde, Pankreas und Leber auf. In den Geweben ist Selen Bestandteil von etwa 25 Selenoproteinen. Dadurch nimmt es im Organismus eine Reihe von essenziellen Funktionen war:
- Antioxidativer Schutz. Als Bestandteil der Glutathionperoxidasen ist Selen eine wichtige Komponente des antioxidativen Abwehrsystems der Zelle. Glutathionperoxidasen eliminieren Wasserstoffperoxid (H2O2) und Lipidperoxide, die bei oxidativem Stress vermehrt entstehen. Selen trägt so dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.
- Schilddrüsenfunktion. Die selenabhängigen Thyroxin-Dejodasen sind für die Schilddrüse von essenzieller Bedeutung, wo sie die Abspaltung von Jod aus dem Hormon Thyroxin katalysieren. Dies erklärt die Funktion von Selen für die Homöostase der Schilddrüsenhormone. Selen leistet so einen Beitrag zu einer normalen Schilddrüsenfunktion.
- Thioredoxin-Reduktasen sind Enzyme, die an der RNA-Synthese beteiligt sind und für die Ausbildung von Disulfidbrücken im Rahmen der Proteinfaltung eine Rolle spielen. Auf diese Weise übt Selen einen Einfluss auf Zellwachstum und -differenzierung aus und trägt zu einer normalen Bildung von Samenzellen bei.
- Funktion von Haaren und Nägeln. Selen leistet einen Beitrag zur Erhaltung normaler Haare und Nägel.
- Immunabwehr. Die Aktivität der Zellen des Immunsystems ist abhängig von Selen. Das Spurenelement trägt so zu einer normalen Funktion der körperlichen Immunabwehr bei.
Gut zu wissen!
- Die Selenversorgung unterliegt weltweit großen Schwankungen. In europäischen Ländern wie Deutschland wird eine mittlere Zufuhr von etwa 40 µg pro Tag erreicht; deutlich höher liegt die Aufnahme in den USA (134 µg pro Tag). Deutschland gilt daher als typisches Selenmangelgebiet; die Selenversorgung ist in weiten Teilen der Bevölkerung unbefriedigend.
- Das Stoffwechselverhalten von Selenomethionin und Selenit weist deutliche Unterschiede auf. So wird ein Großteil des absorbierten Selenomethionins in unspezifischer Weise in Körperproteine eingebaut und steht daher nicht für selenspezifische Funktionen (Bildung von Glutathionperoxidase etc.) zur Verfügung. Auch umgeht Selenomethionin die Selen-Homöostase und reichert sich in Geweben in unkontrollierter Weise an. Diese unerwünschten Effekte treten bei Selenit nicht auf.
- Für die Bioverfügbarkeit der Selenformen gilt: Selenit > Selenocystein > Selenomethionin.
Information zur Produktionstechnologie
- Spurenelemente wie Selen, die in sehr geringen Konzentrationen in Produkten enthalten sind, werden in einem ersten galenischen Arbeitsschritt vorverdünnt, so dass im Endprodukt eine exakte Konzentration erreicht wird.
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